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Das Sächsische Versailles in Not

Foto: Lorenz ©Voigt

Die Bürgervereinigung stellt an die Stiftung Denkmalschutz einen Antrag zur Aufnahme des Barockgartens Großsedlitz in die Rote Liste der gefährdeten Denkmale Deutschlands.

Denkmal- Ensemble

Barockgarten Großsedlitz und Schloss Weesenstein, sowie ehem. Burg Dohna, die Kulturlandschaft Unteres Seidewitztal mit Eulengrund, Müglitztal mit den Spargründen Dohna, Hospitalbusch  und Schlosserbusch am Barockgarten Großsedlitz.

Bedrohung durch: Zweckverband Industriepark Oberelbe mit Technologiepark Feistenberg

Erbaut: spätes Mittelalter, ab 1686 Besitztum der Familie von Wolffersdorf als Rittergut

1719 Erwerb des Besitzes durch August Christoph Graf von Wackerbarth 1723 Erwerb der Anlage durch Kurfürst August den Starken „(damit)…begann zugleich die Geschichte der bedeutendsten Gartenschöpfung Sachsens“. Erweiterungen und Veränderungen keine, Erhaltungsmaßnahmen vom 18. bis 21. Jahrhundert

Geschütztes Baudenkmal : ja

Denkmalliste Sachsen Obj.- Dok.Nr.  09304302

Status:  Drohende Gefährdung 

Der Barockgarten Großsedlitz ist durch seine Einbettung in die verschiedenen Höhenstufen der natürlichen Landschaft und durch seine vielfältigen Gartenräume mit Landschaftsbezügen ein für Sachsens Kulturgeschichte außerordentlich  bedeutsames Gartendenkmal des Dresdner Barock und wird oft das Sächsische Versailles genannt.

© Klepzig

Die Eigenart des Terrains, vom Hochplateau im Norden stark nach Süden abfallend und dann in gleicher Richtung wieder ansteigend, wurde von den Gartenarchitekten zu einer Weiterentwicklung des französischen Ideals benutzt, berücksichtigten die Einflüsse der italienischen Renaissance und entwickelten einen eigenen sächsischen Barockstil. Somit entstanden in verschiedenen Höhenlagen eine Vielzahl von Gartenräumen mit verbindenden Freitreppen und Blickachsen nach innen und nach außen, besonders nach Süden und Südosten in die weite gebirgige Landschaft.

Die gesamte Anlage bildet heute ein eindrucksvolles Ensemble, bestehend aus dem Friedrichschlösschen, dem oberen Orangerieparterre mit Oberer Orangerie, zwei länglichen Wasserbecken und einem Rundbecken am Haupteingang, das die große Freitreppe teilt, dem Bowlinggreen und dem abschließenden kleinen Rundsaal, dem unteren Orangerieparterre (auch Großer Festsaal genannt) mit Unterer Orangerie, zwei länglichen Kanalbecken und Stiller Musik (einem Becken mit zwei geschwungenen Freitreppen) und etwas höher südwestlich gelegen sind Wasserkaskade (Steinernes Meer), Eisbecken und Naturtheater. Diese offenen Räume sind eingefasst von Heckenpflanzungen, die wiederum neue Räume öffnen, und im Süden gehen sie in einen Waldteil mit altem Baumbestand über. Umrahmt und belebt werden all diese Räume von ca. 45 Sandsteinskulpturen in höchster künstlerischer Vollendung, sowie etwa 20 gestalteten Vasen.

© Pilz Untere Orangerie

Dieser Park, der aufgrund seiner naturräumlichen Ausstattung als FFH-Gebiet Nr. 173 gelistet ist, wurde von Anbeginn in die Ortschaft eingebunden, welche nach Westen, Norden und NO von Hängen mit einem alten Baumbestand (ebenfalls FFH-Schutzgebiet) begrenzt wird und sich nach Südost und Süden ansteigend zum Osterzgebirge weit öffnet. Westlich  und östlich dieses kleinen Hochplateaus befinden sich das Untere Seidewitztal und das Müglitztal mit den Dohnaer Spargründen, beides ebenfalls Schutzgebiete nach der FFH-Richtlinie. Die Hauptsichtachse der Anlage führt vom Friedrichschlösschen direkt in den Ort hinein und ist bis zur Ortsmitte noch heute als bepflanzte Baumallee gut erkennbar. Groß- und Kleinsedlitz selbst und die dazugehörende Umgebung liegen im Landschaftsschutzgebiet, mit dem Zweck, das historische Ambiente im Zusammenhang mit dem Barockgarten für immer zu bewahren, denn die Schöpfer dieser besonderen Gartenanlage hatten sehr bewusst dafür dieses Hochplateau mit den weiten Sichten ausgewählt.

Der Ensemblecharakter der Gesamtanlage Barockgarten Großsedlitz ist bedroht durch die Entwicklung des „Technologieparks Feistenberg“ des Zweckverbands Industriepark Oberelbe (IPO) mit Ansiedlungsobjekten bzw. Industriegebäuden auf zunächst ca. 100 ha Ackerland in einer Entfernung von 400 m bis 1500 m von der Parkanlage und durch geplante Erweiterungsflächen auf insgesamt 240ha. Da zunächst die Herrichtung der Flächen und deren Weiterverkauf für die Betreiber bedeutsam sind, ist noch nicht absehbar, wie schädigend die Eingriffe hinsichtlich der so ausschlaggebenden Sichtbeziehungen, der Lärmbelästigung durch wesentliche Erhöhung des Verkehrs, durch nächtliche Lichtverschmutzung und stark verändernde Eingriffe in den Wasserhaushalt (Grundwasser) für Parkanlage, Baumbestand  und Tourismus sind.

Bislang gibt es für diese massiven geplanten Eingriffe, die in ganz Deutschland im Zusammenhang mit einer so hochwertigen Parkanlage einmalig und frevelhaft wären, keine festgelegten Interessenten, nur unverbindliche Anfragen.

Die vom Zweckverband Industriepark Oberelbe (IPO) überplante Hochfläche, welche unmittelbar hinter dem Barockgarten Großsedlitz liegt, ist von weither (kilometerweit) gut einsehbar. Von der Autobahn bergab aus Tschechien kommend, liegt der Ort Großsedlitz mit dem umgebenden Wäldchen des Barockgartens dem Betrachter zu Füßen. Aus Südwesten gelangt man über eine Schnellstraße (Verbindungsstraße) B 172 a nach Pirna und bald auch in die Sächsische Schweiz. Auf dieser Straße, die den Industriepark queren soll, eröffnet sich dem Betrachter der einmalige Blick auf die Landschaft der Sächsischen Schweiz mit ihren Tafelbergen, bis in böhmische Gebiete zum hohen Schneeberg, was  auch für die Ortswahl des Barockgartens Großsedlitz vor 300 Jahren ausschlaggebend war.

Foto maxresdedefault Blickachse nach Böhmen

Der Barockgarten Großsedlitz wurde noch vor Beendigung der Schlosserbauung durch Graf von Wackerbarth an den Kurfürsten von Sachsen,  August den Starken, mittels Geheimvertrag abgetreten, weil der Sächsische Herrscher es zu Repräsentationszwecken benötigte. Unter kurfürstlicher bzw. königlicher Einflussnahme gestaltete Graf von Wackerbarth die Parkanlage von 1723 bis 1732 in ein besonderes  Barockensemble um. In die Planungen einbezogen waren auch die Gebäude des Ortes Großsedlitz. Die bedeutenden Baumeister der Barockzeit in Sachsen (Zacharias Longuelune – Gartenarchitekt, Johann Christoph Knöffel – Bauarchitekt, aber auch Oberlandbaumeister Matthäus Daniel Pöppelmann) entwickelten Pläne und erschufen mittels großer Bauleistungen eine einmalige terrassierte Anlage.

In diesem Park wurden von Anbeginn viele Feste gefeiert, besonders das Ordensfest des Polnischen Weißen Adler bildete lange Zeit den Höhepunkt des Jahres. Das Schloss wurde als dreiflügeliger Adelssitz unter Baumeister Knöffel bereits 1723 bezugsfertig, ebenso rasch wurde der Bau der Oberen Orangerie vollzogen. August der Starke hingegen plante von vornherein, die weitläufige Anlage für das erstmalig 1727 stattfindende o.g. Ordensfest des polnischen Weißen Adlerordens herzurichten und im unteren Parkparterre eine Schießbahn mit seitlichen Sperren (Kanalbecken) für das Bogenschießen anzulegen. In diesem Zusammenhang wurde im gleichen Jahr auch die Untere Orangerie fertiggestellt. Beide Orangerien dienten als Unterkunft für die Zitrus – und  Orangenbäumchen, welche im unteren Parterre bereits 1727 in Kübeln aufgestellt wurden. Damit verfügt der Barockgarten Großsedlitz über eine alte Tradition und Erfahrung in der Zucht von Zitrusfrüchten und Orangen, die 1927/28 für mehr als 70 Jahre unterbrochen wurde, weil im strengen Winter die Bäumchen erfroren.

Von Anbeginn der Kurfürstlichen Herrschaft über den Park wurden auch der Ankauf und das Aufstellen der Skulpturen praktiziert. Der Nachfolger Kurfürst Friedrich August II, seit 1734 auch König von Polen, besann sich nach dem Tod von August dem Starken wieder auf die Bedeutung des Barockgartens Großsedlitz und veranstaltete weiterhin fast jährlich von 1740 bis 1756 das Fest des polnischen Weißen Adlerordens.

Foto Christian Gottlob Hammer Großsedlitz (Gemälde)
Foto Histor. Kupferstich 1777, Nestler, Karl

Dem setzte der siebenjährige Krieg ein jähes Ende, indem das Hauptquartier der Preußen in das Schloss verlegt wurde und fast 15000 Soldaten und Berittene im Park Zelte aufschlugen. Treillagen und Nagelwerke – wesentliche Bestandteile der barocken Anlage – wurden zerstört und das Holz verheizt. Trotz weiterer Pflege- und Erhaltungsmaßnahmen erlebte der Park danach keinen Aufschwung und musste 1806 im Herbst das nächste Unglück überstehen, als er zum Kampfplatz von Franzosen und Russen innerhalb der Napoleonischen Kriege wurde, was ebenfalls zu größeren Verwüstungen in der Gartenanlage führte.

Nach der ersten sächsischen Verfassung 1831 gelang die Festlegung des Barockgartens als Teil des königlichen Staatsgutes. König Friedrich August II. ließ ab 1846 viele Skulpturen restaurieren, aber nach einem Schlossbrand im Jahr 1872 konnte man ab 1874 nur den Ostflügel neu erstellen. So ist bis in die Gegenwart das kleine Friedrichschlösschen erhalten. Nach der Abschaffung der Monarchie in Sachsen infolge des 1. Weltkriegs, war bereits im Oktober 1917 die Kommission zur Erhaltung der Kunstdenkmäler mit dem Königlichen Landesamt für Denkmalpflege gegründet worden, welches der Vorläufer des heutigen Landesamtes für Denkmalpflege wurde und von Anbeginn bis 1945 von Walter Bachmann geleitet wurde, der ab 1929 mit Hermann Schüttauf als Direktor der Staatlichen Gärten Sachsens die Entwicklung und Pflege im Barockgarten Großsedlitz vorantrieb.

1952 erfolgte die Neuordnung des Denkmalschutzbetriebes. Die Arbeitsstelle Dresden des Instituts für Denkmalpflege hatte von 1952 bis 1982 Hans Nadler inne, von 1982 bis 1993 folgte Gerhard Glaser. 1993 wurde die Stelle des Landeskonservators wieder eingerichtet. Mehrfach fand eine Umnutzung des Friedrichschlösschens statt, 1924 als Kindererholungsheim der Sächsischen Arbeiterwohlfahrt, nach dem 2. Weltkrieg bis 1967 als Zweigstelle des Krankenhauses Heidenau.

1970 begann der Ausbau des Friedrichschlösschens zu einer niveauvollen Gaststätte mit 220 Sitzplätzen, einem Gartensaal, Spiegelsaal, Blauen Salon und Weinrestaurant in zwei Etagen. Die denkmalpflegerischen Maßnahmen führte man zu dieser Zeit weiterhin fort, obwohl die gesamte barocke Anlage nunmehr der Stadt Heidenau unterstellt war.

Es gelang ab 1954 , die Becken des oberen Orangerieparterres neu anzulegen und mit Umlaufpumpen zu versehen, ebenso wurden nach und nach das Bassin im Langschieben (einem Gartenraum), der Brunnen der Stillen Musik und der Neubau der beiden Kanalbecken im unteren Orangerieparterre  unter dem Architekten Max Zimmermann aus Dresden vorgenommen, der auch Stützmauern, Gebäude und Freitreppen renovieren ließ. 1960 -1965 erfolgte die Umgestaltung und Verlegung des bislang provisorischen Haupteingangs, welcher durch die Gärtnerei geführt hatte, nach der Nordseite. Auf Initiative von Prof. Hans Nadler gelang das Anlegen einer harmonisch gestalteten Torarchitektur  mit schmiedeeisernem  Haupttor und Seitentoren sowie der Ausstattung desselben mit zwei  Delphinbrunnen (grottenähnliche Felsgebilde mit Wasserbecken und wasserspeienden Delphinen, erschaffen 1781 vom Bildhauer Joh. Christian Feige (Dresden). Die Brunnen waren wegen Baumaßnahmen vom einstigen Hofportal des Sächsischen Landhauses abgebaut worden.

Ab 1960 erfolgte mit ausgeprägtem wissenschaftlichem Verantwortungsbewusstsein gegenüber der originalen Schöpfung die Restaurierung der hochwertigen Skulpturen. Zum Schutz erarbeitete man auch teilweise Kopien, z.B.wurden die beiden stark verwitterten Sphinxe vom Bildhauer Werner Hempel aus Dresden neu erschaffen. Auch das Regenerieren des Baum- und Heckenbestandes unter Landschaftsarchitekt Reinhard Grau und unter Einbeziehung der Anregungen von Hermann Schüttauf wurde ab 1976 konsequent verfolgt.

Ab 1980 stagnierte dann das Großsedlitzer Instandsetzungsprogramm infolge von Mangel-wirtschaft. Geld-, Material- und Arbeitskräftemangel erschwerten das Betreiben des hochwertigen und pflegeaufwändigen Gartendenkmals. Dennoch hat sich der Rat der Stadt Heidenau zu dieser Zeit trotz erheblicher Schwierigkeiten sehr für den Erhalt der Anlage eingesetzt. Am 1. Januar 1992 wurde der Zuständigkeitsbereich für die barocke Gesamtanlage  wieder auf den Freistaat Sachsen übertragen und wird seit Juni 1993 vom Staatlichen Schlossbetrieb „Schlösserland Sachsen“, einer gemeinnützigen GmbH, verwaltet und untersteht, wie die gesamte Sächsische Schlösserverwaltung, dem Landesamt für Finanzen der Sächsischen Regierung.

Seit 1990 entwickelte sich der Park unter der Leitung der ersten Parkdirektorin Christa Pohle zu einer erstrahlenden und besonders anziehenden Anlage. Man folgt seither barocken Pflanzplänen und Heckenschnitten in Handarbeit und nach Schablonen. Durch ein vielfältiges Angebot an sommerlichen Veranstaltungen wurde der Barockgarten  Besuchermagnet und verband künstlerische Werte mit Erholung und kultureller Bildung für die Menschen. Die Symbolkraft des Parks erlebten die Besucher im Einklang mit Natur, Ruhe und Schönheit. Beständig werden und wurden Konservierungen an den Skulpturen und Plastiken durchgeführt. Manche der wertvollen Plastiken und Fragmente musste man ins Lapidarium aufnehmen, um weitere Schäden zu  vermeiden.

Neben der Kontrolle und Sicherung der  Skulpturen sind auch Gebäude, Treppenanlagen, Stützmauern beständig baulich zu prüfen und  instand zu halten  Dies geschieht unter der Hoheit des Landesamtes für Denkmalpflege Dresden. Viele Investitionen wurden und werden getätigt für den sehr guten jetzigen Erhaltungszustand der gesamten barocken Parkanlage. Auch heute erfreut sich dieses einmalige Kleinod barocker Gartenkunst großer Beliebtheit, obgleich es bei dem im Friedrichschlösschen befindlichen Restaurant mehrfach zu Schließungen kam.

Der Schlosspark Großsedlitz war lange Zeit  Stätte der Kunst. Es wurden viele Konzerte dort aufgeführt. – Legendär sind die Auftritte des Dresdner Kreuzchores. Die „Barockgarten-Suite“ des Komponisten Hans Hendrik Wehding  erklingt hin und wieder im MDR. Jährlich kommen zahlreiche Besucher überwiegend von außerhalb, etwa 60.000, die sich von geschulten Parkführern Interessantes und Unglaubliches erzählen lassen.

© Foto Pilz Parkfest 2021

Der Barockgarten Großsedlitz gehört neben dem Schloss Pillnitz und dem Jagdschloss Moritzburg zu den bedeutendsten Anlagen des Sächsischen Herrscherhauses, die heute in den Zuständigkeitsbereich der Schlösserland Sachsen GmbH fallen. Diese ist, unter Leitung ihres Geschäftsführers Dr. Christian Striefler, die größte Kulturinstitution im Freistaat. 19 Burgen, Schlösser und Gärten werden in diesem Verbund betreut, mit einem Jahresbudget von 20 Mio. €. Dr. Striefler sagt: „Es sind Zeugnisse vergangener Epochen und zugleich wichtige Mosaiksteine sächsischer Identität. Für kommende Generationen gilt es, die einzigartigen Kulturgüter lebendig zu vermitteln und über die Landesgrenzen hinaus strahlen zu lassen.“ (Quelle: www.schloesserland-sachsen.de/de/ueber-uns/)

Der Denkmalcharakter des Gesamtensembles Barockgarten Großsedlitz ist aktuell bereits seit 2018 durch die fortlaufende Planung des bereits erwähnten groß dimensionierten Projekts in Form einer Industriebebauung erheblich gefährdet, da das Bebauungsgebiet nur wenige hundert Meter Luftlinie in südöstlicher Richtung unmittelbar hinter der barocken Anlage liegt. Aus denkmalpflegerischer Sicht wäre dies bei Realisierung des Konzeptes, dessen Planungen bereits weit fortgeschritten sind, ein sehr schwerer Eingriff in die das Gartendenkmal umgebende Landschaft, der auch nach Jahrzehnten durch die industriellen Bodeneingriffe nicht mehr umkehrbar wäre. Hinzu kommt, dass die zunächst etwas eingeschränkt aussehenden Planungen, nunmehr Technologiepark Feistenberg benannt, erweitert werden können, da Ansprüche auf weitere Feldflächen in unmittelbarer Nähe des Barockgartens vom Zweckverband von Anbeginn eingeplant und veröffentlicht wurden. Die Beanspruchung erstreckt sich über die  gesamte Höhenlage und umfasst 240 ha hochwertiges Ackerland.  Dafür ist ein Zeitrahmen bis 2032 vorgesehen, um dann ein sehr groß dimensioniertes Industriegebiet im Raum Pirna vorzuweisen. Die Planungsunterlagen sind beim Zweckverband IPO  www.zv-ipo.de einzusehen.

Man geht in der Planung von 140ha bebauter Fläche bei Vollbelegung aus.

Zitat aus den IPO-Veröffentlichungen: *Schaffung hochwertiger Arbeitsplätze
* Stabilisierung/Entwicklung Bevölkerungsstruktur *Entwicklung Kommunalfinanzen *Ergebnisse der Studie: Schaffung eines IndustriePark Oberelbe (IPO) mit ca. 140 ha Gewerbe-
und Industriefläche ist realisierbar

Der mehrfach geänderte genehmigungsfähige Bebauungsplan für den Technologiepark Feistenberg soll im Frühjahr 2022 ausgelegt und von den zuständigen Behörden beschlossen werden. Abgesehen davon, dass die riesige Industrieanlage auf die vielen im Tal angesiedelten mittelständischen Firmen, die bislang die Wirtschaft in der Region vorwärts brachten und den Menschen Sicherheit boten, große Auswirkungen haben kann, so ist auch mit höchster Wahrscheinlichkeit mit einem Besucherrückgang im Barockgarten wegen der sich dann darstellenden Unattraktivität des veränderten barocken Kleinods zu rechnen. Neben den explizit naturschutzrechtlichen Belangen, die von den Naturschutzverbänden vertreten werden, sei darauf verwiesen, dass auch das Bundesnaturschutzgesetz einen weitreichenden Landschaftsschutz vertritt, der die historisch gewachsenen Strukturen einer Kultur- und Denkmallandschaft mit einbezieht: „Zur dauerhaften Sicherung der Vielfalt, Eigenart und Schönheit sowie des Erholungswertes von Natur und Landschaft sind insbesondere 1. Naturlandschaften und historisch gewachsene Kulturlandschaften, auch mit ihren Kultur-, Bau- und Bodendenkmälern, vor Verunstaltung, Zersiedelung und sonstigen Beeinträchtigungen zu bewahren“.

Nicht zuletzt dürfte vielleicht folgender Sachverhalt die Verantwortlichen zum Nachdenken bringen: Das besondere barocke Gesamtensemble in Großsedlitz wäre ein ernsthafter Aspirant auf den Welterbe-Status, es dürfte aber im Falle der Verwirklichung der großangelegten Industriepläne unwahrscheinlich sein, dass der Barockgarten Großsedlitz wegen seiner Einmaligkeit jemals in diesen Antrag einbezogen wird. Denn jeder Antrag bei der UNESCO wird insbesondere hinsichtlich der Gesamtheit seines Denkmalensembles bewertet. Ein Technologiepark Feistenberg wie der bei Pirna  geplante – in unmittelbarer Nähe zu dem denkmalgeschützten barocken Gesamtkunstwerk, das auch Natura 2000 Schutzstatus hat und in Sichtweite zu der „Sachgesamtheit Barockgarten Großsedlitz“ – würde diesem Antrag in jedem Fall fundamental entgegenstehen.

Foto  Roll-up zum Parkfest Sept. 2021 vom Landesverein Sächsischer Heimatschutz e.V.

Literatur: Hans-Günther Hartman: Großsedlitz. Ein Königstraum als Denkmal barocker Gartenkunst, Weimar: Hermann Böhlaus Nachfolger 1999. Ders.,  Barockgarten Großsedlitz, Leipzig: Edition Leipzig 2002. Der Königliche Lustgarten zu Großsedlitz. Die Skulpturen, hrsg. v. Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen, 2004.

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