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Tagung im Barockgarten Großsedlitz

Historische Gärten und ihre Umgebung – eine untrennbare Beziehung

Zwischen dem 15. und 17. Juni fand im Barockgarten Großsedlitz eine viel beachtete Fachtagung statt.
Die Vorträge standen unter dem Thema „Historische Gärten und ihre Umgebung – eine untrennbare Beziehung“. Beteiligt waren neben den Veranstaltern ca. 120 bundesweit für den Denkmalschutz verantwortliche Behörden, Vereine, Fachplaner, interessierte Bürger und die Bürgervereinigung Oberelbe IPO-Stoppen.   

Herr Dr. Striefler eröffnete die Tagung. Er gehörte als Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gGmbH und dem Barockgarten Großsedlitz zu den Hauptveranstaltern. Aus der Vielzahl der Vorträge fällt die Entscheidung schwer, welche hervorgehoben werden sollten.


Einer der schillerndsten Persönlichkeiten der Tagung war ohne Zweifel Prof. Dr. Paulus von der Universität Würzburg. Er brachte mit jedem Satz seines Vortrages die Thematik auf den Punkt.

Ein Kernsatz von ihm beschrieb den Wunsch nach dem obersten Planungsziel und kann als Mahnung und Forderung an Planer verstanden werden: Man prüfe seine Planung dahingehend, dass die Situation der Kulturlandschaft nach Umsetzung besser ist als vorher. Erst Wechselbeziehungen, Gleichgewicht, Natur und Kultur machen das Leben  lebenswert.

Kulturlandschaft ist Lebensgrundlage und Landschaft ist Kulturgut,

Insgesamt sparte er nicht mit sehr kritischen Worten in Bezug auf die Ideen der IPO-Verantwortlichen.

Herr Dr. Kirsten, Vertreter / Mitarbeiter des LfD, sprach sich für den besonderen Schutz der Sichtachsen aus und kündigte an, dass am 12.7. ein Gespräch zwischen dem ZV mit LAfD zum aktuellen Planungsstand stattfindet. Es gibt wohl ein sehr umfangreiches neues Gutachten, das sich mit Sichtachsen und Vorschlägen zur Kompensation auseinandersetzt.


Dagegen kam das Versprechen des Oberbürgermeisters, Herrn Hanke als ZV-Vertreter, keinesfalls in die Hauptsichtachse des Parkes zu bauen und dass die geplante Straßenführung eine bessere Anbindung des Parkes garantiert, recht schwach daher. Man bedenke, dass allein schon die geplante Anbindung des IPO-Areals derzeit mit ca. 20 Mio. EUR Kosten beziffert ist. Für dieses Geld wäre eine intelligente und großräumige Wegweisung aus dem jetzigen Straßennetz hin zum Barockgarten mehr als machbar. Als Begründung zur ,,Opferung“ von 140 ha Natur und der damit verbundenen erheblichen nachteiligen Schädigung des Kulturraumes und damit des Kulturgutes Barockgarten Großsedlitz musste allein wieder der bekannte Verweis auf die A17 sowie angeblich zwingend notwendige Industrieinvestitionen zur Sicherung der wirtschaftlichen Zukunft der Region herhalten. Die Natur, der schützenswerte Kulturraum sowie von den Kritikern immer wieder Verweise auf Alternativen kamen in seinem Vortrag nicht vor oder eindeutig zu kurz.


Herr Dr. Düring als Vertreter der Bürgervereinigung (BV) erläuterte anschaulich die möglichen schweren Auswirkungen des Industrieparkes auf die Region. Durch eine „Salamitaktik“ wird scheibchenweise immer mehr Fläche versiegelt und Umgebung zerstört. Anfänglich strenge Auflagen im B-Plan werden häufig durch spätere B-Plan-Änderungen ausgehebelt oder abgeschwächt. Viele störende Aspekte, wie Dachaufbauten, Entlüftungsanlagen mit Abluftfahnen und Lichtimmissionen  sind aus den Planunterlagen oft sehr schwer ableitbar. Die BV wünscht sich klare Abstandsregeln und quantifizierbare Kriterien zur Bewertung solch hochwertiger Kulturdenkmäler, wie den Barockgarten Großsedlitz.


Der leider einzige, ausschließlich naturgeprägte Vortrag „Eremit & Co. – auch Käfer lieben historische Gärten“ von Dr. rer. nat. Hans-Peter Reike brachte die Bedeutung des Parks als Lebensgrundlage von streng geschützten Arten näher.


Der Beitrag von Bärbel Zaunick und Daniela Hein – Regionaler Planungsverband Oberelbe, beschäftigte sich mit dem Kulturlandschaftsschutz im Regionalplan 2020. Ausführlicher wurden Sichten der Kulturdenkmäler, deren räumliche Abstände und Wirkungen in der Landschaft beschrieben. Ihre aus dem Landkreis aufgezeigten Beispiele von sichtexponierten Elblagen umgingen bedauerlicherweise den Barockgarten.


Henrike Schwarz vom Landesamt für Denkmalpflege legte die Einzigartigkeit des Parks an Hand von 3 D Landschaftsmodellen dar, da die Landschaftsbezogenheit das Charakteristische ist. Die Autobahn und die B172n durchschneiden die Landschaft und zeigen schon hier eine Intoleranz zu den Kulturleistungen der Vergangenheit.

 
Doch nicht nur der Barockgarten hat Umgebungsschutzprobleme, wie die Vorträge von Herrn Schmidt aus Oberfranken und Herrn Volkmann aus Potsdam – Babelsberg beschrieben.


Die Tagung endete mit einer erarbeiteten Pressezusammenfassung unter der Obhut der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur (DGGL), in der man sich für den eindeutigen Schutz der gesamten Landschaft ausgesprochen hat.


Die Tagung war sehr gut gelungen und nicht nur wir als BV, sondern alle haben viel Anerkennung und moralisch Unterstützung erhalten.

Foto: © Voigt